Die Erinnerung wach halten

Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Natzweiler-Struthof

Gedenkstätte Struthof

Gedenkstätte Struthof, Foto: Martina Henßler

Von Nina Braun und Sophia Baureis (Klasse 9d)

Am 11. Juli 2024 besuchte die Jahrgangsstufe J1 im Rahmen des Geschichtsunterrichts die Gedenkstätte im ehemaligen Konzentrationslager Natzweiler Struthof, nachdem sie diese Exkursion Corona bedingt nicht machen konnten, als sie in der neunten Klasse waren.

Bereits am 26. Februar 2024 besuchte die gesamte neunte Klassenstufe das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof um eine bessere Vorstellung der gravierenden Folgen des NS-Regimes zu erlangen.

Das Konzentrationslager Natzweiler-Struthof diente vom 1. Mai 1941 bis zum 23. November 1944 als sogenanntes Straf- und Arbeitslager und liegt im damals vom nationalsozialistischen Deutschland besetzten Elsass. Besonders bekannt wurde das Lager unter anderem für seine medizinischen Versuche an den Lagerinsassen. Hierbei wurde zum Beispiel die Wirkung von Senfgas (Giftgas) an lebenden Menschen erprobt. Einer der Ärzte, Professor Haagen, beschäftigte sich vor allem mit Typhus, mit dem er gezielt Personen infizierte, um mit einem bereits existierenden Impfstoff zu experimentieren. Diese Versuche wurden unter miserablen hygienischen Bedingungen durchgeführt, wodurch ein Großteil der Häftlinge ums Leben kam.

52.000 Menschen waren im Laufe der Zeit im Konzentrationslager Natzweiler-Struthof und seinen Außenlagern inhaftiert. Im Hauptlager in Struthof mussten sie Tag für Tag schwere Arbeit im nahegelegenen Steinbruch leisten. Außerdem mussten die Häftlinge den 70 Meter langen, sogenannten Kartoffelkeller in den Berg hauen, dessen Zweck sich bis heute nicht wirklich erschließt. Durch diese schwere körperliche Arbeit in Kombination mit Unterernährung und unmenschlicher Behandlung wurde der Tod tausender Menschen in Kauf genommen. Heute dient Natzweiler-Struthof mit seinem neu errichteten 40 Meter hohen "Leuchtturm des Gedenkens" als Gedenkstätte nicht nur an die Unterdrückten und Verfolgten des NS-Regimes, sondern auch an den Krieg in Frankreich und die politischen Widerstandskämpfer, die einen Großteil der Inhaftierten in dem KZ ausmachten.

Unser Besuch in Natzweiler war in verschiedene Stationen gegliedert, die wir uns in kleineren Gruppen in Begleitung von je einem Lehrer oder einer Lehrerin genauer angeschaut haben. Um mehr Hintergrundwissen und eine bessere Vorstellung der damaligen Geschehnisse zu erlangen, wurde an jeder Station von einigen Schülern aus der jeweiligen Gruppe ein passender Text vorgelesen. Die erste Station befand sich jedoch noch einige Kilometer vom Konzentrationslager entfernt. Hierbei handelte es sich um den Bahnhof in Natzweiler, an dem die Deportierten nach teilweise wochenlanger, qualvoller Fahrt ohne ausreichendes Essen oder Trinken angekommen sind. Während wir von dort aus mit dem Bus den Berg zum KZ hochfahren durften, mussten diese direkt im Anschluss dieser grauenhaften Fahrt den steilen Weg zu Fuß zurücklegen. Nach unserer Ankunft am ehemaligen Konzentrationslager hatten wir im Museumsbereich kurz Zeit, eine kleine Pause einzulegen, bis wir schließlich mit unseren Gruppen die verschiedenen Stationen innerhalb des KZs besichtigten. Nachdem wir durch ein Tor aus Holz, Stahl und Stacheldraht eingetreten waren, hatte man direkt eine gute Aussicht über die heutige Gedenkstätte. Besonders auffallend war das bereits erwähnte Denkmal. Man konnte auch sehen, dass von den zahlreichen Baracken nur noch wenige übriggeblieben sind. Die restlichen Baracken, in denen beispielsweise die Häftlinge untergebracht oder medizinische Versuche durchgeführt worden waren, waren nur noch durch Umrisse angedeutet. Diese sind in zwei Reihen auf einem steilen Hang angeordnet. Eine der nächsten Stationen war der Arrestbunker, den wir auch von innen besichtigen konnten. Dieses Gebäude war für Strafen im Lager vorgesehen. Hier wurden Häftlinge tagelang in Heizungsschächten oder viel zu kleinen dunklen Räumen ohne ausreichende Verpflegung eingesperrt. Viele überlebten die Torturen, denen sie im Arrestbunker ausgesetzt waren, nicht. Ein weiteres noch erhaltenes Gebäude, welches wir betreten konnten, war ein Ort, der vom Tod geprägt war. Dort befand sich auch ein Ofen, in dem die Leichen der verstorbenen Inhaftierten verbrannt wurden. Außerdem wurden dort sämtliche Leichen gelagert und medizinische Experimente an ihnen durchgeführt. Zudem haben wir uns den zentral im Lager gelegenen Galgen angeschaut, an dem, regelmäßig Deportierte vor den Augen aller anderen Häftlinge hingerichtet wurden. Schließlich besichtigten wir eine weitere Baracke, in der verschiedene Gegenstände, aber auch Geschichten von Inhaftierten ausgestellt waren. Dabei handelte es sich um Dokumente, Schuhe, Kleidung, Gemälde und viele weitere Dinge, die aus dieser schrecklichen Zeit des Lagers erhalten geblieben sind. Zusätzlich gab es dort auch Infotexte, durch die man sich Hintergrundwissen aneignen konnte. Manche Gruppen haben sich im Anschluss die Villa des Lagerkommandanten, die sich direkt neben dem Lager befindet, angeschaut. Nachdem wir noch einmal die Möglichkeit hatten, uns im Museumsbereich auszuruhen und umzuschauen, ging es am Nachmittag wieder mit dem Bus nach Hause.

Insgesamt war der Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers von vielen Gefühlen geprägt und hat sicherlich die meisten zum Nachdenken anregt. Wir waren vor allem sehr schockiert über die Brutalität und Unmenschlichkeit, die an diesem Ort stattgefunden hat. Außerdem hatten wir großes Mitgefühl mit den zahlreichen Menschen die dort zu Unrecht ihr Leben verloren haben und  in den Tod gequält wurden. Für uns ist es immer noch unvorstellbar, wie und warum es dazu kommen konnte, dass so viele Menschen innerhalb so kurzer Zeit auf so kleinem Raum brutal ermordet wurden. Außerdem hat der Besuch einem noch klarer gemacht, dass wir auch heute eine sehr große Verantwortung tragen. Nicht die Verantwortung, dass so etwas Schreckliches passiert ist. Dafür kann von uns niemand mehr etwas, aber unsere Verantwortung liegt darin, alles dafür zu tun, die Erinnerung an die schrecklichen Folgen des NS-Regimes so lange wie möglich aufrechtzuerhalten und damit Sorge zu tragen, dass sich so etwas niemals wiederholen wird.

Gedenkstätte Struthof

Gedenkstätte Struthof, Foto: Martina Henßler